Rausch ist ein faszinierendes Thema, das viele Emotionen und Meinungen hervorruft. Ob durch Musik, Bewegung, Substanzen oder intensive Erfahrungen, Menschen streben seit jeher nach rauschhaften Zuständen. Doch dieses Streben ist nicht ohne Vorurteile. In diesem Blog beleuchten wir einige weitverbreitete Annahmen über Rausch und warum sie sich bei näherem Hinsehen als haltlos entpuppen.
- “Wer Rauschzustände sucht, ist unverantwortlich”
Diese Annahme geht davon aus, dass jeder, der sich berauschen will, automatisch leichtsinnig handelt. Dabei ist nicht selten das Gegenteil der Fall: Wer sich bewusst auf einen Rausch einlässt, plant und reflektiert häufig mehr als jemand, der unüberlegt konsumiert. Und mit Konsum sind in diesem Zusammenhang nicht nur legale oder illegale Substanzen gemeint, sondern auch das allgemeine Konsumverhalten!
Verantwortungsbewusster Umgang zeigt sich in der Vorbereitung, dem Rahmen, in dem ein Rausch stattfindet, sowie der Integration der Erfahrung danach. Rausch kann bewusst erlebt werden, ohne dass dabei Kontrolle verloren geht – wenn man denn will.
- “Rausch macht automatisch süchtig”
Sucht ist ein komplexes Zusammenspiel aus biologischen, psychischen und sozialen Faktoren. Rausch allein führt nicht zur Abhängigkeit, auch nicht das (einmalige) Konsumieren einer bestimmten Substanz. Die Gleichsetzung von Rausch mit Sucht ignoriert, dass viele Menschen in der Lage sind, bewusst und in Maßen mit berauschenden Erfahrungen umzugehen. Wer sich z. B. mit dem Wirkstoff des Meskalin-Kaktus im Rahmen eines Rituals oder einer Selbsterfahrung auseinandersetzt, begegnet dem Rausch mit Respekt, nicht mit Kontrollverlust. Der Kontext macht den Unterschied.
- “Nur Menschen mit Problemen berauschen sich”
Diese Vorstellung ist nicht nur falsch, sondern auch stigmatisierend. Der Wunsch nach Rausch ist tief im Menschen verwurzelt, unabhängig von Lebenskrisen oder psychischen Belastungen. Menschen suchen Rausch aus Neugier, um sich zu entfalten, kreative Prozesse zu unterstützen oder intensive Momente bewusster zu erleben. Rausch ist nicht per se Fluchtverhalten, sondern oft ein Mittel zur Selbsterweiterung und -reflektion. Dass Rausch nur bei „Problemfällen“ auftritt, ist ein Vorurteil und zeigt, dass man nicht weiß, wovon man spricht.
- “Rausch ist gleichbedeutend mit Drogenmissbrauch”
Rausch und Missbrauch sind zwei verschiedene Dinge. Bei Missbrauch handelt es sich grundsätzlich um ein schädigendes, teils unkontrolliertes Verhalten sich selbst oder anderen gegenüber.
Rausch dagegen ist ein Zustand, der auch auf natürliche Weise oder durch achtsame Dosierung entstehen kann. Wer z. B. einen Smartshop aufsucht, um sich über legale, psychoaktive Pflanzen zu informieren, handelt informiert, nicht missbräuchlich! Wer beides gleichsetzt, ignoriert, dass es auch bewusstes, reflektiertes Konsumverhalten gibt. Andernfalls müsste auch jede Form des Alkoholkonsums per se mit Missbrauch gleichzusetzen sein.
- “Rausch hat keinen Platz in einer „funktionierenden“ Gesellschaft”
Doch, und wie! Rausch ist Teil von Festen, Kultur, Religion und sogar Wissenschaft. Denken wir an ekstatische Tänze, an Karneval, an das Glas Wein bei einem wichtigen Anlass. Der kontrollierte Rausch bringt Menschen zusammen, löst Kreativität aus und fördert Innovation. Eine funktionierende Gesellschaft profitiert von Ritualen, in denen Rausch gezielt Raum bekommt, anstatt ihn zu tabuisieren oder zu verdrängen.
Ungeachtet davon stellt sich bei diesem Vorurteil unweigerlich die Frage, wann eine Gesellschaft als “funktionierend” bezeichnet werden kann. Schließlich ist alles, was man gemeinhin als “normal” oder “Standard” betitelt, durch Veränderung im menschlichen Zusammenleben entstanden und war nicht von Anfang an vorhanden. In gesellschaftlichen Kontexten geht es daher in erster Linie um Akzeptanz, was von Kategorien wie “richtig” und “falsch” völlig losgelöst ist.
- “Rausch ist immer gefährlich”
Diese Behauptung lässt sich leicht entkräften: Rausch kann gefährlich werden, muss es aber nicht! Es kommt auf den Rahmen, die Substanz, die Dosis und das Bewusstsein an. Viele Rauscherfahrungen sind heilsam oder inspirierend. Ein Spaziergang im Wald, eine lange Meditation, intensive Musik, all das kann rauschhaft sein, ganz ohne Risiko! Pauschale Warnungen helfen niemandem weiter, sondern führen nur zu Angst und Desinformation.
- “Künstler und Kreative glorifizieren den Rausch unnötig”
Natürlich lassen sich viele Künstler vom Rausch inspirieren, das heißt aber nicht, dass sie ihn glorifizieren oder dazu auffordern, sich in eine Art Delirium zu begeben. Vielmehr erkennen viele Menschen den kreativen Wert rauschhafter Zustände. Ob in der Musik, Malerei oder Literatur: Rausch kann neue Perspektiven öffnen, Denkbarrieren auflösen und ungewöhnliche Ideen fördern. Experten gehen sogar davon aus, dass die Menschheit ohne Rauschzustände möglicherweise nicht überlebt hätte.
- “Rausch ist illegal oder sollte es sein”
Rausch ist weder per se illegal, noch sollte er es werden. Viele rauschhafte Zustände sind vollkommen legal: Sport, Meditation, Tanz oder Musik können intensive Rauscherfahrungen auslösen. Auch der Konsum legaler Substanzen, ob Nikotin, Alkohol oder pflanzliche Wirkstoffe, ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Legalität ist eine Frage der Gesetzgebung, nicht der moralischen Bewertung! Und nicht jeder Rausch braucht Substanzen, häufig reicht bereits intensives Erleben aus, z. B. Sex.
- “Rausch hat keinen Nutzen”
Diese Aussage ist nicht haltbar! Wie bereits aufgezeigt, kann Rausch für viele Zwecke genutzt werden, z. B. um Denkblockaden aufzulösen. Ebenfalls kann ein kontrollierter Rausch dabei helfen, neue Denkwege zu erschließen (Stichwort: Problemlösungskompetenz!), emotionale Spannungen zu lösen oder sogar spirituelle Einsichten zu gewinnen. Auch in der modernen Forschung wird Rausch immer mehr als potenziell hilfreiches Werkzeug angesehen, etwa in der Psychotherapie oder Persönlichkeitsentwicklung.